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Wesermarsch
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WEISSER RING Wesermarsch sucht weitere Mitarbeitende

ARTIKEL der Nordwestzeitung (NWZ) vom 15.04.2025

 

WEISSER RING sucht händeringend Hilfe

EHRENAMT - Mehr Straftaten erfordern mehr Beratung und Hilfe – „Nicht mehr zu schaffen“

Tim Rosenau

WESERMARSCH. (TIM) Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres haben sich zehn Opfer von Straftaten bei der Außenstelle des WEISSEN RINGS in der Wesermarsch Hilfe gesucht. Vier davon suchten sich Unterstützung, weil ihnen nachgestellt wurde. Drei, weil sie Opfer eines Sexualdelikts wurden. Im vergangenen Jahr konnten Außenstellenleiterin Martina Czerwinski und ihre drei ehrenamtlichen Mithelfer – Linda Schmitz-Major, Brigitta Janker und Christoph Lessmann – 42 Personen beistehen. Und das in nur zehn Monaten. Denn erst im März 2024 wurde das Angebot vom WEISSEN RING im Landkreis reaktiviert.

Häusliche Gewalt in der Wesermarsch nimmt zu

Die Mitarbeitenden des WEISSEN RINGS geben Kriminalitätsopfern und deren Angehörigen Hilfestellungen und vermitteln sie an die Polizei oder einen Psychiater. Leiterin Czerwinski erwartet, dass die Zahl an Hilfesuchenden beim WEISSEN RING zunehmen wird. Damit könnte sie Recht behalten: Denn laut der Kriminalstatistik der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch gab es im vergangenen Jahr einen leichten Anstieg an Straftaten. Sowohl im Bereich der Braker als auch der Nordenhamer Polizei haben die Fälle häuslicher Gewalt innerhalb von Familien zugenommen. In Brake gab es im vergangenen Jahr 207 gemeldete Fälle häuslicher Gewalt (Vorjahr 2023: 174), in Nordenham 93 (58). Diesen Anstieg beobachtete auch Czerwinski in ihrer Tätigkeit beim WEISSEN RING: „Häusliche Gewalt gibt es viel in der Wesermarsch.“ Dementsprechend suchen die Betroffenen Hilfe beim WEISSEN RING: 16 der 42 Hilfesuchenden waren 2024 Opfer von häuslicher Gewalt geworden. Die größte Deliktgruppe in der Statistik für 2024.

Die steigende Zahl an Straftaten sowie Beratungen sorgt dafür, dass der WEISSE RING in der Wesermarsch nun weitere Helferinnen und Helfer sucht. „Es ist zu viert nicht mehr zu schaffen. Wir suchen händeringend Leute“, sagt Czerwinski. Die Unterstützung der Kriminalitätsopfer sei mit vier Ehrenamtlichen nicht mehr zu stemmen.

Zudem wird die Arbeit der Ehrenamtlichen dadurch erschwert, dass es keine örtliche Anlaufstelle des WEISSEN RINGS im Landkreis gibt und die Wesermarsch eine flächenmäßig große Region ist. Büroräume gibt es bisher auch noch nicht, weil der WEISSE RING sich über Spenden finanziert – die Beratung ist kostenlos. Die Miete für ein Büro übersteige das Budget. Czerwinski würde es sich anders wünschen, besonders weil sie den Hilfesuchenden so einen geschützten Raum bieten könnte. Bisher nutzen die Mitarbeitenden Treffpunkte wie ein Polizeikommissariat oder Räume der Kirche. Vorher geschieht die Aufnahme und Erstberatung telefonisch.

Mit mehr Unterstützung von weiteren Ehrenamtlichen würde zumindest die Koordinierung der Erstberatungen simpler – und die Mitarbeitenden zeitlich entlastet, sagt Czerwinski.

Was ein Helfer mitbringen und lernen muss

Um Helferin oder Helfer beim WEISSEN RING zu werden, braucht es eine Ausbildung. Diese erfolgt in zwei Abschnitten: Die Grundlagen werden in einem Onlineseminar gelehrt, darauf folgt ein Präsenzseminar in Hannover. Die Kosten dafür trägt der WEISSE RING. Auch für die Anfahrt nach Hannover. Darauf folgt eine Zeit, in der die Ehrenamtlichen von den bisherigen Mitarbeitenden begleitet werden.

Neben der Grundausbildung müssen die Anwärter aber schon etwas mitbringen, was man nicht lernen kann: „Ganz viel Empathie und ein gutes Bauchgefühl“, benennt Czerwinski die wichtigsten Eigenschaften für die Helfer. Außerdem sind aufgrund der fehlenden Büroräume und den teilweise weiten Strecken für Beratungsgespräche Führerschein und Auto notwendig. Letzten Endes müsse man auch gewillt sein, seine Freizeit in die ehrenamtliche Arbeit beim WEISSEN RING zu investieren. Denn die Begleitung der Opfer – ob zur Polizei oder ins Krankenhaus – und die Vermittlung an Psychiater und Anwälte nehme Zeit in Anspruch. Die wichtigste Aufgabe der Ehrenamtlichen bleibt aber, ein offenes Ohr zu haben. Czerwinski: „Da sein, zuhören und Hilfe anbieten. Darauf kommt es an.“

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